|
|
|
|
Marion Linhardt (Hg.)
Stimmen
zur Unterhaltung.
Operette und Revue in der publizistischen Debatte (1906–1933)
Das breite Spektrum musikalischer Unterhaltungsformen, das die
mitteleuropäischen Theaterzentren im frühen 20. Jahrhundert
dominierte, fand sein Echo in einer exzessiv geführten
publizistischen Debatte. Diese Diskussion, zunächst
schwerpunktmäßig auf die Operette bezogen, setzte bereits mit
der Etablierung dieses Genres im 19. Jahrhundert ein und
begleitete die Operettenkomposition und -inszenierung bis in die
frühen 30er Jahre. Ab 1933 wurde die zuvor kontrovers geführte
Debatte zwischen Operettengegnern und -befürwortern weitgehend
abgelöst durch offizielle Verlautbarungen in NS-Organen, in
denen es einerseits um die Eliminierung alles Jüdischen auch im
Bereich des Unterhaltungstheaters und andererseits um eine
politisch-ideologische Instrumentalisierung dieses verbreiteten
und beliebten Genres ging. Zuvor war eine publizistische
Auseinandersetzung geführt worden, in deren Rahmen Hunderte von
Essays, Statements und Rundfragen zum Thema Operette, bald auch
zur Revue und zu Fragen der Operetten- Regie entstanden;
Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Metiers fühlten sich
berufen, die Operette als nicht wegzuleugnenden Schwerpunkt des
Musiktheaterrepertoires zu kommentieren, zu kritisieren oder
auch zu verteidigen. Die thematischen Akzente verlagerten sich
dabei mit den Veränderungen auf dem Operettensektor. Die
Allgegenwärtigkeit des Themas wird am deutlichsten in der
Vielzahl von Rundfragen, die von Zeitschriften und Zeitungen im
Laufe der Jahre veranstaltet wurden. Zugleich ergab sich in den
20er Jahren mit der Revue ein neuer Schwerpunkt der
Umfragetätigkeit.
Das Buch will die Debatte um das musikalische
Unterhaltungstheater in einem Zeitabschnitt dokumentieren, der
von wichtigen Zäsuren begrenzt wird: Ende 1905 kam mit Franz
Lehárs Die lustige Witwe eine Operette heraus, deren
Erfolg und Vermarktungsstrategien die gesamte musikalische
Unterhaltungsbranche neu dimensionierten. 1933 hingegen endete
die kontroverse Auseinandersetzung: die Bewertungskriterien für
Musik und Theater erwuchsen nun – zunächst in Deutschland, bald
auch in Österreich – aus ideologischen Normen. Die für das Buch
ausgewählten Texte werden jeweils eingeleitet durch
bio-bibliographische Abrisse zum jeweiligen Autor. Ein Essay
skizziert das theater- und kulturgeschichtliche Umfeld, in dem
die Texte entstanden sind.
Marion Linhardt, geb. 1967, Studium der Komparatistik,
Theaterwissenschaft und Religionswissenschaft. Privatdozentin
(Theaterwissenschaft) an der Universität Bayreuth und
wissenschaftliche Koordinatorin des DFG-Projekts Musiktheater
im deutschsprachigen Raum 1900–1950.
Quodlibet 9
336 Seiten
13 x 21 cm
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-901749-76-6
Euro 24,90 / sfr 43,70
|
|
|