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Jürgen Hein, Claudia Meyer
Ferdinand Raimund.
Der Theatermacher an der Wien.
Ein Führer durch seine Zauberspiele
Erstmalig wird eine kompakte Darstellung des Zaubertheaters Ferdinand Raimunds vorgelegt, die einen schnellen Einblick in Handlung, Personal, Motive und Thematik gewährt. Gleichermaßen für Theaterinteressierte und Theaterpraktiker wie für den Lehr- und Studienbetrieb bietet der Band verläßliche Informationen zu allen Stücken Raimunds in chronologischer Reihenfolge. Auch die im Nachlaß (Sämtliche Werke, Bd.3) publizierten szenischen Texte Raimunds wurden berücksichtigt.
Nach Angaben zu Personal und Schauplatz des jeweiligen Stückes folgt eine Inhaltsangabe, die den Handlungsverlauf aktweise verfolgt und die wesentlichen Momente, darunter auch die Lieder, Couplets und musikalischen Quodlibets, hervorhebt. Bei den Liedern und Couplets wird zumeist jeweils die erste Verszeile oder der markante Refrain zitiert.
Die Inhaltsangaben werden durch Kurzinterpretationen ergänzt, die den aktuellen Forschungsstand berücksichtigen. Ein Anhang enthält u.a. Hinweise auf Vorlagen, Entstehung und weiterführende Literatur.
Als Einführung ist eine kurze Biographie mit Charakteristik der Grundlinien der Kunst des Autors und Schauspielers Raimund vorangestellt. Eine Bibliographie häufiger zitierter und weiterführender Literatur und eine Zeittafel beschließen den Band.
Quodlibet 7
112 Seiten
13 x 21 cm
16 Farbabbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 3-901749-38-1
Euro 14,40 / sfr 25,-
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Rezensionen
– Ian F. Roe (Nestroyana 25/3–4)
Dieser zwar kurze, aber sehr dicht gefüllte Führer durch die Theaterstücke Raimunds bietet einen Einstieg in Hauptaspekte der einzelnen Werke; den Schluss des Bandes bilden ein Personenregister, eine ausführliche allgemeine Bibliographie (die Literatur zu den einzelnen Dramen findet sich in den jeweiligen Kapiteln) und – in etwas eigenartiger Reihenfolge ganz am Ende des Bandes – eine Zeittafel, die kurze Hinweise zu Liebes- und Krankheitsgeschichte bringt, sich aber in erster Linie auf Theatralisches beschränkt. Die beiden Bildteile bringen die wohl bekannten Szenenbilder vor allem aus den Stücken Der Bauer als Millionär und Der Alpenkönig und der Menschenfeind.
Das erste Hauptkapitel besteht aus einer von Jürgen Hein verfassten, straff erzählten Biographie (zumindest steht nur sein Name in der Kopfleiste. Dabei wäre darauf hinzuweisen, dass die falsche Kopfleiste auf S. 69 einer der sehr wenigen drucktechnischen Fehler ist.), die neuere wissenschaftliche Akzentverschiebungen einem breiteren Publikum zugänglich macht und vor allem in der zweiten Hälfte oft ausgeklammerte kritische Ansätze verfolgt. Hervorgehoben werden das Zerrissene, das Ehrgeizige an Raimunds Charakter und das wenig Ideale an der Beziehung zu Toni Wagner (S. 12) – im Gegensatz zu Holtz (Günter Holtz, Ferdinand Raimund – der geliebte Hypochonder, Frankfurt/M. (usw.) 2002.) wird dem von Urbach edierten Tagebuch der Toni Wagner Rechnung getragen. Kurz skizziert wird auch die Morbidität in Raimunds Charakter, die (laut Peter von Matt) den Tod als einen vertrauten Bekannten gelegentlich herbeiwünschte (S. 17).
Die Kapitel zu den einzelnen Dramen konzentrieren sich in erster Linie auf Inhalt und Thematik. Jedes Kapitel bietet ein Personenverzeichnis, Angaben zu Entstehung und Ausgaben sowie eine werkspezifische Bibliographie. Die zwei wichtigsten Teile jedes Kapitels sind eine detaillierte Zusammenfassung der Handlung mit Notizen zu den wichtigsten Textvarianten in den verschiedenen Werkausgaben sowie kurze Hinweise zur Deutung; dabei wird nichts grundsätzlich Neues geboten, aber verschiedene Richtungen der Interpretation werden präzis und gestrafft kommentiert, nicht zuletzt die Ergebnisse der neueren Forschung (z. B. Holtz, Scheit). Teilweise gegensätzliche Deutungen werden nebeneinander gestellt und nicht explizit gegeneinander ausgewertet – etwa Der Bauer als Millionär als Spiegelbild des österreichischen Vielvölkerstaates (Holtz), oder aber „kein kritisches Abbild der Wirklichkeit[, sondern] überzeitlich Exemplarisches” (Urbach). Das gilt auch für die regelmäßigen Versuche der Kategorisierung der Dramen, wobei man der Ansicht durchaus beipflichten kann, es handle sich bei den vielen Begriffen um einen „spielhaften Schwebezustand” (S. 40). In den Hinweisen zu Der Alpenkönig und der Menschenfeind kommen neue Ansätze klar zum Vorschein – das Neue im biedermeierlichen Volkstheaterrahmen sei vor allem in der Menschenhass-Thematik zu erblicken, die im theatralischen Schlusstableau keine zufriedenstellende Lösung findet (S. 61).
Bei der Betonung der thematischen Aspekte kommen formale und stilistische Charakteristika, wie etwa die Komik Raimunds, leider zu kurz; das wäre aber bei dem gewählten Format schwer unterzubringen gewesen, da solche Aspekte wohl in einem eigenen Kapitel hätten behandelt werden müssen. Im äußerst gestrafften Rahmen bieten die 95 Seiten aber sehr viel Nützliches für Studenten und Wissenschaftler; lediglich auf die beiden zwar sehr kurzen Kapitel zu den im Nachlass gedruckten dramatischen Szenenreihen hätte man vielleicht verzichten können. Dass ein Buch über Raimund als Veröffentlichung der Nestroy-Gesellschaft erscheinen musste, ist einerseits ein weiteres Indiz dafür, dass – wie einer der Herausgeber des jetzigen Bandes in einer 2002 erschienenen Rezension selber konstatieren musste – die Raimund-Forschung immer noch im Schatten der Nestroy-Forschung steht; (Jürgen Hein, Rezension der Monographie von Günter Holtz (siehe Anmerkung 4), Germanistik 43, H. 3/4 (2002), S. 855. ) dass aber nach der Monographie von Günter Holtz (2002) jetzt ein so wichtiges Nachschlagewerk erscheint, das streckenweise als Kommentarband zur geplanten kritischen Ausgabe der Werke Raimunds fungieren könnte, ist andererseits ein viel versprechendes Zeichen für einen neuen Aufschwung in der Raimund-Forschung.
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