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Vom Wiener Kärntnertortheater nach Schloss Krumau

Die Hanswurst-Burlesken von Český Krumlov

Texte und Studien zur österreichischen Literatur- und Theatergeschichte 6

Herausgegeben von
Lisa Erlenbusch, Marko Ikonić und Christian Neuhuber

Acht Hanswurst-Burlesken, die in den Jahren bis zum frühen Tod der Fürstin Maria Theresia 1753 auf dem schwarzenbergischen Schloss Krumau von einem höfischen Laienensemble zum Teil auch gespielt wurden, haben sich als Bühnenmanuskripte in den dortigen Sammlungen erhalten. Ein neuntes Stück fand sich in der Wienbibliothek. Bemerkenswert sind diese Spieltexte, weil in ihnen die Figurenrede aller Protagonisten vollständig ausformuliert ist. Von den Burlesk-Singspielen dieser Zeit, einer äußerst erfolgreichen Variante der ‚Teutschen Comoedie‘, die das Repertoire der institutionellen und wandernden Bühnen im deutschsprachigen Raum wesentlich mitbestimmte, sind üblicherweise nur Szenare oder Gesangseinlagen bekannt, die das Bühnengeschehen in seinen Umrissen vorstellen. Die Krumauer Handschriften dagegen erlauben Rückschlüsse auf die wichtigsten Spielkonventionen: den spezifischen Gebrauch von Sprachvarietäten, die theaterpraktische Kombination von Handlungsentwürfen, die Ausdifferenzierung traditioneller Komödienfiguren, die musikalische Akzentuierung der Darstellung. Sie geben damit einen einzigartigen Einblick in das per se Transitorische des Schauspiels und dokumentieren eine Entwicklungsstufe des süddeutsch-österreichischen Theaterspiels, die zwar in ihren Auswirkungen klar erfassbar, in ihren Ausformungen jedoch nur bedingt greifbar war.

Im Zuge eines vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank geförderten Projekts, das sich die erstmalige kritische Edition des Korpus zur Aufgabe machte, konnte inhaltlich und archivalisch belegt werden, dass die Ursprünge der Krumauer Stücke am Kärntnertortheater und nicht am südböhmischen Hof zu suchen sind. Ihre Bedeutung wird dadurch keineswegs geschmälert, im Gegenteil. Denn was nach bisheriger Einschätzung noch als feudalaristokratisches Lokalphänomen abgetan werden konnte, wird unter anderen Prämissen zum gattungsgeschichtlich und -typologisch aussagekräftigen Zeugnis für eine Spielform, die im Unterhaltungstheater jahrzehntelang Maßstäbe setzte und noch im Werk Raimunds und Nestroys nachwirkt.

Alle Stücke, die in den 1740er Jahren aus der Wiener Theaterlandschaft nach Krumau kamen, werden nun erstmals in dieser kritischen Edition mit nachgestelltem Kommentarteil und einer umfassenden Studie samt tschechischer Kurzfassung einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Inhalt

Die besondere Eigenschafft der Liebe und Das betrogene Alter

Der durch sein Unglück glücklich gewordene Hanß-wurst.

Die Betrügereyen des Hanß Wursts

Der Baron Wurstelsprung ein Zum Edelmann gewordener Strohschneider

Die Verstelten Liebhaber

Der Galante Stallmeister

Der Schelmische Fasching-Streich

Das Portrait

Der schläffrige Valerius

Anhang
Pantomime das Zauber-Glöckel
Die Taube

Kommentarteil
Editionskriterien
Apparat zu den einzelnen Stücken
Verwendete Wörterbücher

Dann wan kein wurstl wäre so wäre die Commedie jezt aus. Zur Bedeutung der Wiener Hanswurst-Burlesken auf Schloss Krumau (Christian Neuhuber)

Tschechische Übersetzung der Kurzfassung: K významu vídeňských hanswurstovských burlesek na zámku v Českém Krumlově (Christian Neuhuber, Übersetzung: Alena Jakubcová)

Hardcover mit Schutzumschlag
13 x 21 cm
598 Seiten

ISBN 978-3-902850-16-4

Ladenpreis Euro 29,90