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Robert Quintilla
Ein Gallier in Danubien.
Erfahrungen eines Zwangsarbeiters unter dem NS-Regime
Rund 650.000 Franzosen leisteten auf dem Gebiet des Deutschen
Reiches als Zivilarbeiter Zwangsarbeit, davon geschätzte 80.000 bis
90.000 auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Ein 1943 vom
Vichy-Regime auf Druck Berlins erlassenes Gesetz führte den
verpflichtenden Arbeitsdienst im Deutschen Reich („Service du
Travail Obligatoire“, S.T.O.) ein, den auch Robert Quintilla
ableisten musste.
Sein Bericht ist weder eine wissenschaftliche historische Arbeit,
noch fiktive Belletristik, sondern ein ungekürzter Auszug aus den
authentischen Lebenserinnerungen eines Menschen, der unter anderem
die Zeit der Zwangsarbeit unter dem NS-Regime in Wien,
Niederösterreich und dem Burgenland miterlebt hat. Ohne persönliche
Verhaltensweisen einzelner Personen pauschal zu verurteilen,
versucht der Autor so objektiv wie möglich die Tatsachen ebenso zu
erzählen wie das Verhalten jener Menschen, die er getroffen hat. Er
macht aber auch deutlich, dass er letztlich nur mit viel List und
Glück überleben konnte.
Robert Quintilla ist kein Schriftsteller, sein Text war
ursprünglich nicht für eine Publikation gedacht, sondern richtete
sich an den Kreis seiner Familienangehörigen und Bekannten. Diese
sollten eines Tages wissen können, was ihm in seiner Jugendzeit
widerfahren ist – und daraus die eine oder andere Schlussfolgerung
ziehen, wie man sich der Repression eines totalitären Umfelds
stellen kann, ohne seine persönliche Würde preiszugeben.
Die Struktur seines Textes ist streng chronologisch und ohne die
literarischen Stilmittel der Rückblende oder Vorausschau. So breitet
er einen vom Mottenfraß des Vergessens durchlöcherten, jedoch weder
muffigen, noch farblosen Umhang der Erinnerungen aus, aus welchem
der Autor die von ihm angeführten Tatsachen wie zur sorgfältigen
Verwahrung bestimmte Antiquitäten hervorholt. Gefiltert durch fünf
Lebensjahrzehnte offenbart sich so der Blick seines persönlichen
Erlebens. Dies bedeutet nicht im Geringsten, dass seine Eindrücke
ein Zustandsbild der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse
abgeben, doch dahin setzt der Autor auch gar nicht sein Bestreben.
Der geschilderte individuelle Lauf seines Lebens zeigt eben nur
einen bestimmten Weg, sagt aber nichts über das existierende
Straßennetz rund um die von ihm eingeschlagenen Pfade aus.
Robert Quintilla, als Nachkomme spanischer Einwanderer 1922 im
südfranzösischen Lézignan-Corbières geboren, wurde als 21jähriger
vom Vichy-Regime zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich abkommandiert.
Nach seiner Rückkehr arbeitete er bis zu seiner Pensionierung an
verschiedenen Verwaltungsstellen, zuletzt als Vizedirektor des
Arbeitsinspektorats in Narbonne.
Edition Milo
– Texte
und Studien Bd. 1
232 Seiten
13 x 21 cm
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 3-901749-52-7
Euro 12,40 / sfr 21,80
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