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Palais Daun-Kinsky
Wien, Freyung
Herausgegeben von der Amisola Immobilien AG
Unter den Wiener Barockpalästen nimmt das Palais Daun-Kinsky einen außerordentlichen Stellenwert ein. In seiner raumbeherrschenden Lage auf dem Platz gibt es der Freyung ihr unverwechselbares Gesicht; entwicklungsgeschichtlich stellt es den Beitrag Wiens zum Typus der barocken Palastfassade auf seiner letzten, vollausgereiften Stufe vor.
Hervorragende Adelsgeschlechter waren Besitzer dieses Hauses, ihre Namen sind durchwegs mit Geschichte und Kultur verbunden. Als repräsentativem Stadtpalais der Daun, Khevenhüller-Metsch, Harrach und Kinsky haften dem Objekt spezifische Bedeutungsgeschichten aus allen Perioden seiner Geschichte an, die in ihrer Gesamtheit den historischen, künstlerischen und kulturellen Stellenwert eines durch die Jahrhunderte überkommenen Adelssitzes bestimmen.
Dennoch gilt das Haus im Ansehen der Öffentlichkeit als Inbegriff des Barockpalais, das nicht nur in seiner äußeren Erscheinung, sondern auch im Inneren den Geist der Zeit seiner Entstehung atmet. Selbst in der Fachwelt herrscht diese Ansicht vor, wenngleich eingeräumt wird, daß das 19. Jahrhundert so manches verändert hat. Wie stark und umfänglich diese verändernden Eingriffe tatsächlich waren und aus welcher Stilkonstellation heraus der prima vista als solcher nicht kenntliche Rückbau zu geschlossener barocker Gesamtwirkung wieder entstehen konnte, ist nunmehr, nach Abschluß der Arbeiten am Palais und aller begleitenden Untersuchungen und Recherche, ein kunst- wie kulturgeschichtlich interessantes Ergebnis der vorliegenden Publikation.
334 Seiten
24 x 29 cm
rund 300 Abbildungen (großteils in Farbe)
Echtleinen mit Schutzumschlag
ISBN 3-901749-22-5
Euro 86,90 / sfr 150,-
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Rezensionen
– Wiener Zeitung, 20. 1. 2002
Gelungene Restaurierung und prächtige Publikation
Eines der schönsten Wiener Barockpalais ist ohne Zweifel der ehemalige Wohnsitz der Familien Daun, Kinsky, Kevenhüller-Metsch und Harrach auf der Freyung, das Johann Lukas von Hildebrandt als architektonische Antwort auf seine Kollegen Fischer von Erlach und Martinelli auf der Höhe des Platzes erbaute. Der neue Besitzer, die Karl Wlaschek-Privatstiftung schuf die Voraussetzung für die letzte wichtige Restaurierung, für neue wissenschaftliche Untersuchungen und eine prachtvolle Publikation der Amisola Immobilien AG, die der Direktor (Präsident) des Bundesdenkmalamtes – Wilhelm Georg Rizzi – mit Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Haus, der Universität und den Museen zum Jubiläum von 150 Jahren staatlicher Denkmalpflege 2001 herausgeben konnte.
Der Prachtband mit vielen herrlichen Farbaufnahmen, allen Plänen und neuesten Erkenntnissen, sollte beispielgebend für die gelungene Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft betrachtet werden. Nicht irgendwelche marktschreierischen Autorinnen und Autoren wurden ausgewählt, nicht oberflächliche oder für schnelles Lesen leicht verdauliche Kurztexte geschrieben, sondern die Expertinnen und Experten haben zu dem Palais ihre grundlegenden Untersuchungen zu Papier gebracht. Man scheute bei der Herausgabe weder Geld, noch hat man aus Gründen schnellerer Vermarktung Platz und Zeit eingespart. Es geht also auch so und lässt für die Geisteswissenschaft der Zukunft hoffen.
Georg Wilhelm Rizzi und der Universitätsprofessor für Barockarchitektur an der Universität Wien, Hellmut Lorenz, haben den architektonischen Part zum Teil im Team übernommen, das gilt für die Errichtung des Palastes und seine weitere Nutzung seit dem 18. Jahrhundert. Neue archivarische Untersuchungen und Funde wurden auch zu den ausstattenden Künstlern wie Carlone Chiarini, Beduzzi, Lorenzo Mattielli, Josef Kracker sowie den Ergänzungen des 19. Jahrhunderts mit Rudolf Weyr u. a. publiziert und das gilt nicht nur für die malerische Ausstattung, die Wolfgang Prohaska bearbeitet hat, sondern im Besonderen für das inhaltliche Programm der Statuen, das Luigi A. Ronzoni völlig neu erstellen musste.
Im Gegensatz zu Architektur und Malerei war für die Skulpturen bis jetzt in der Wissenschaft noch kein Versuch einer Entschlüsselung ihrer Zusammenhänge zur Glorifikation des Fürsten Daun gemacht worden. Ronzoni hat zwar keinen direkten Fund des Archivs vorzuweisen, kann aber dennoch beweisen, dass die Götterversammlung, der Tugendheld Herkules und allegorische Funktionen mit den Habsburgern zusammenhängen und das nicht nur durch die Vizekönigschaft der Besitzer in Neapel, sondern höchstwahrscheinlich auch durch den höfischen Ikonographen Carl Gustav Herareus, der z. B. auch für die Inhalte der Ausstattung in der Karlskirche bekannt ist. Das was hier als verstrickt literarisches Programm vorliegt geht weit über die übliche kunsthistorische Forschungsarbeit hinaus und das gilt auch für die beiden weiteren Beiträge des Autors.
Die weiteren Aufsätze über die adeligen Hausbewohner von Michael Göbl und Georg Kugler, von Andrea Stockhammer über die Ausstattung im 19. Jahrhundert und die Denkmalpflege im Zusammenhang von Eva Maria Höhle und Wolfgang Brenner fügen sich in den hohen Anspruch der erstgenannten Autoren ein und somit kann das gesamte Unterfangen nur noch einmal als vorbildlich bezeichnet werden. Das ist entsprechend der Begeisterung für das gelungene Bauwerk von Anfang an und dem dadurch glücklichen Erhaltungszustand trotz wechselnder Besitzer, die nach der Rebarockisierung im 19. Jahrhundert eine derart gelungene Generalsanierung ermöglichte.
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