Robert Pichl und Margarete Wagner (Hg.)
Jahrbuch der
Grillparzer-Gesellschaft
3. Folge, Band 30
Die Beiträge des vorliegenden Bandes lassen sich grob unter dem
Rahmenthema „Das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen“
subsummieren, wobei sich der erste Abschnitt mit Grillparzers Œuvre
und dessen Rezeption befasst. Katalin Blaskós Darstellung des Stücks
Ein treuer Diener seines Herrn im Vergleich mit József
Katonas Drama Bánk bán bietet einen erhellenden Einblick in
die unterschiedliche Rezeption beider Stücke in Ungarn, wobei auch
ein bezeichnendes Streiflicht auf Die Geschichte der Königin
Gertrude in der österreichischen Literatur fällt. Daniel
Milkovits wiederum zeichnet in Vom „gute[n] Land“ zum
„fürchterlichsten aller Staaten“ die Reminiszenzen auf Ottokar
von Horneks Lobgesang auf Österreich aus Grillparzers Trauerspiel
König Ottokars Glück und Ende nach, die sich in Carl Merzens und
Helmut Qualtingers Herrn Karl und in Thomas Bernhards
Heldenplatz auf ironische Weise zu einem negativen
Identitätsbild verkehren. Der sehr persönlich gehaltene Essay über
Franz Grillparzer und die protestantischen Polen im
Zusammenhang mit Grillparzers Novelle Das Kloster bei Sendomir
führt dagegen Ruth Aspöck – auf der Suche nach einer neuen Lesart –
nach Sandomierz und auf verschlungenen Wegen in unterschiedliche
Vergangenheitsebenen.
Der zweite Schwerpunkt des Bandes liegt auf der Literatur
Österreichs in
der Ersten und Zweiten Republik. Während Margarete Wagner in ihrem
Aufsatz den bisher nur wenig beachteten, aber für das Verständnis
des ‚Büchermenschen‘ Stefan Zweig und seines Romans Ungeduld des
Herzens nicht unwesentlichen Stellenwert der Märchensammlung
Tausend und eine Nacht in den Fokus ihrer Untersuchungen
rückt, sollen dagegen die folgenden drei Beiträge eine nachträgliche
Hommage auf 2021 und die 100-Jahr-Feier von Österreichs jüngstem
Bundesland, dem Burgenland, darstellen. Dabei versucht Margarete
Wagner in einem Kurzüberblick schwerpunktmäßig die literarischen
Entwicklungen der deutschsprachigen Literatur des Burgenlandes in
ihrer Vielfalt bis zur Gegenwart herauf akzentuiert zu skizzieren,
während Nikolaus Bencsics in Neubeginn und Entfaltung ein
Panorama des kulturellen Schaffens der Burgenlandkroaten entwirft,
deren Liedrepertoire sich Sándor Horváth unter dem Aspekt der
kulturellen nachbarschaftlichen Verknüpfungen widmet.
INHALT
Zum
Geleit
Katalin
Blaskó (Wien):
Die Geschichte der Königin Gertrude in der österreichischen
Literatur
(Franz Grillparzer: Ein treuer Diener seines Herrn)
Daniel
Milkovits (Wien):
Vom „gute[n] Land“ zum „fürchterlichsten aller Staaten“.
Ironische Grillparzer-Reminiszenzen bei Helmut Qualtinger und Thomas
Bernhard
Ruth
Aspöck (Wien):
Franz Grillparzer und die protestantischen Polen.
Die Schauergeschichte Das Kloster bei Sendomir neu gelesen
(Essay)
Margarete Wagner (Wien):
Stefan Zweig und die Märchensammlung Tausend und Eine Nacht
Nikolaus Bencsics (Eisenstadt):
Neubeginn und Entfaltung.
100 Jahre kroatische Literatur im Burgenland
Sándor
Horváth (Szombathely):
Die Lieder der Burgenlandkroaten unter dem Aspekt ihrer kulturellen
nachbarschaftlichen Verknüpfungen
Margarete Wagner (Wien):
Ein Kurzüberblick über die deutschsprachige Literatur des
Burgenlandes
Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft
3. Folge, Band 30
175 Seiten
16,3 x 23 cm
Broschur
ISBN 978-3-902850-25-6
Euro 24,90
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